Vergangene Woche beendete der Württembergische Fussballverband die Hinrunde 2021/22 vorzeitig und schickte die Vereine auf Grund der Corona Pandemie in die Winterpause. In der Landesliga und Bezirksliga wurde bereits eine komplette Halbserie gespielt, sodass die Tabelle bereits sehr aussagekräftig ist. Nicht nur für Vereine in diesen Ligen ist die Hinrunde ein Ergebnis ihrer sportlichen Arbeit, auch für die Schiedsrichter ergibt sich daraus ein Halbzeitstand ihrer Leistungen. Für den Schiedsrichter Alexander Nipp vom SV Unter-/ Oberschmeien endet die Hinrunde mit dem langersehnten Aufstieg in die Verbandsliga. Nach ziemlich genau 120 geleitenden Spielen in der Landesliga und zehn Jahren gelingt Nipp der Klassenwechsel in die höhere Liga. „Ein tolles Gefühl! Vor allem nach so langer Zeit und in meinem Alter ist ein Aufstieg eher unüblich“, sagt der 31-jährige Nipp und ergänzt: „Ich sehe es als kleine Bestätigung für die Arbeit der letzten Jahre.“ In der Vergangenheit verfehlte Nipp den Aufstieg oft nur knapp, sodass er selbst nicht mehr damit rechnete. Umso glücklicher zeigt er sich nun und freut sich auf neue Spielorte und tolle Ausflüge mit seinem Gespann. Zu diesem gehören meistens die Schiedsrichter Robin Stauß, Alexander Hoch und Marcus Gmeiner ebenfalls vom SV Unter-/ Oberschmeien, sodass der Sportverein in der Rückrunde ein komplettes Schiedsrichtergespann in der Verbandsliga stellt. „Es ist nicht allein mein Verdienst, dass es mit dem Aufstieg geklappt hat“, bedankt sich Nipp bei seinen Assistenten. Da sich an der Zusammensetzung mit dem Aufstieg nichts ändert, kann Nipp auf seine bewährten Assistenten zurückgreifen. „Oberstes Ziel für die Rückrunde ist, sofort in der neuen Liga anzukommen und den Klassenerhalt zu schaffen, damit ich anschließend noch mindestens eine komplette Saison dort verbringen darf“, ist Nipp optimistisch.

Schiedsrichter Alexander Nipp schafft den Aufstieg in die Verbandsliga

Auf die Frage wie er zur „Pfeife“ gekommen ist, zeigt sich Nipp sehr locker: „Meine fussballerischen Fähigkeiten haben nicht ausgereicht, um als Spieler Karriere zu machen.“ So bekam der damals 15-jährige bereits früh Spiele im Herrenbereich zugeteilt. Angefangen mit Spielen in der Kreisliga B und Kreisliga A besuchte er mit seinem Paten Herbert Franke etliche Sportplätze in der Umgebung. „Dass ich dort nicht von allen gestandenen Spielern respektiert wurde, steht außer Frage, doch ich bin mit den Spielen gewachsen“, blickt Nipp zurück. Mit 17 Jahren folgte das erste Bezirksligaspiel und drei Jahre später der Aufstieg in die Landesliga, der er bis heute angehörte. Voran gebracht und motiviert haben das damalige Schiedsrichtertalent auch Spiele, in denen er den höherklassigen Schiedsrichtern als Linienrichter assistieren durfte.

Nun ist es umgekehrt und ihn begleiten junge Schiedsrichtertalente wie Robin Stauß. Stauß leitet derzeit Spiele in der Bezirksliga und hat es in den A-Kader für die Rückrunde geschafft. Damit bewahrt sich Stauß die Möglichkeit am Ende der Saison in die Landesliga aufzusteigen. Durch die gemeinsame Zeit in der Landesliga und nun auch in der Verbandsliga, kann Stauß dem erfahrenen Nipp über die Schulter schauen. So empfiehlt Nipp dem Nachwuchstalent, dass er die kleinen Verbesserungsvorschläge aufgreifen und seiner souveränen und lockeren Art treu bleiben soll, denn die macht ihn als Schiedsrichter und auch als Mensch aus. „Für einen Aufstieg benötigt man Glück und dass wünsche ich ihm, denn er macht das ganz gut“, ist Nipp von Stauß begeistert.

Nicht nur Stauß profitiert von Nipp. Als Schiedsrichter Beobachter bewertet er auch die Leistungen anderer junger Bezirksliga Schiedsrichter. „Mir gefällt die Tätigkeit sehr gut. Es macht Spaß den jungen Talenten zuzuschauen und teilweise ist es schon faszinierend, wie die Jungs in ihrem Alter auftreten.“ Dabei hofft er auf mehr Nachwuchs und mehr Frauen und Männer, die eine Karriere als Schiedsrichter beginnen wollen. Für Nipp gibt es mehrere Gründe, warum die Schiedsrichter ein Nachwuchsproblem haben. „Ein Hauptgrund sind natürlich die körperlichen und verbalen Anfeindungen denen wir teilweise ausgesetzt sind. Dass mit so einem Verhalten schwer Nachwuchs gewonnen werden kann, ist wenig überraschend“. Nipp ist über die sinkende Hemmschwelle enttäuscht und ergänzt: „In diesem Zusammenhang bin ich ganz generell der Meinung, dass grundsätzlich zu viel Negatives über Schiedsrichter und ihre Leistungen berichtet wird. Dennoch muss bei den Vereinen ein Umdenken stattfinden und mehr Werbung für ein geiles Hobby gemacht werden!“ So hat die Schiedsrichterei viele tolle Seiten. „Die Neulinge dürfen sich nicht zu sehr mit den negativen Seiten des Hobbys auseinandersetzen und sollten mehr das Positive sehen. Als Schiedsrichter lernt man viel fürs Leben, das einen nicht nur auf dem Sportplatz, sondern auch im privaten Umfeld und im Beruf weiterbringt.“ Dazu kommt das Nipp mit seinen Assistenten einmal im Jahr ein Schiedsrichter Wochenende verbringt, an dem sie zu drei Bundesligaspielen gehen. „Hier machen wir den Schiedsrichterausweis uns zum Vorteil, schließlich zahlen wir keine Ticketpreise damit.“

Nipp zählt zu denjenigen, die einem aufzeigen können, dass der Fussball auch als Schiedsrichter Aufstiegsmöglichkeit hat. Vor allem im Corona bestimmten Jahr 2021 hat Nipp mehrere Highlights erlebt. Ein privates Highlight hatte er im Oktober als er seiner Frau das Ja-Wort gab. Ein weiteres sportliches Highlight erlebte er im Juni als er als Linienrichter beim Endspiel zwischen dem SSV Ulm und der TSG Balingen im WFV-Pokal mitwirken durfte. „Der Moment, Teil eines Endspiels mit zwei Regionalligisten zu sein, welches live im Fernsehen und in der Zusammenfassung in der Sportschau übertragen wird, bleibt für einen Schiedsrichter auf meinem Niveau sicherlich ein einmaliges Karriere-Highlight“, Nipp ist stolz und gleichzeitig dankbar dies erlebt haben zu dürfen. Schlussendlich ist Nipp froh, dass er diesen Weg des Schiedsrichters eingeschlagen hat und hofft im  kommenden Neulingkurs begeisterte Teilnehmer zu treffen und gibt als Schlusswort: „Wir Schiedsrichter sind nicht notwendiges Übel, sondern gehören genauso zum Fussballspiel dazu!“